In Deutschland wurden 2009 etwa 87 Milliarden Zigaretten versteuert, wobei hier die Selbstdreher noch nicht mit eingerechnet sind. 96% der Raucher verwenden Zigaretten anstelle von Pfeife, Zigarillo und Zigarre. Daher sind Zigarettenstummel allgegenwärtig. Weltweit werden jedes Jahr 4,5 Billionen Zigarettenstummel achtlos weggeworfen. Sie finden sich zwar auch in Aschenbechern, jedoch ebenso an Bushaltestellen, Bahnhöfen, im Wald, in Gewässern oder auf anderen öffentlichen Plätzen. Grundsätzlich ist eine Ansammlung von Zigarettenstummeln an Orten festzustellen, an denen sie gekauft und konsumiert werden. Das Problem hierbei geht über die reine Ästhetik hinaus, denn die Umwelt wird negativ durch Zigarettenstummel beeinflusst.
Zu unterscheiden sind herkömmliche Zigarettenfilter aus Cellulose-Acetat, einem Thermoplast, und sogenannte Ökofilter aus reiner Cellulose. Die Idee bei Öko-Filtern (OCB, 2015) ist dabei, die Menge der weggeworfenen Zigarettenstummel zu minimieren, indem diese sich innerhalb kürzester Zeit selbstständig zersetzen. Die Öko-Filter werden als innovativ und umweltfreundlich beworben und zielen wahrscheinlich auf eine junge Zielgruppe mit erhöhtem Umweltbewusstsein ab. Dabei geben die Hersteller keine Belege für den verbesserten Zersetzungsprozess an.
Um das Zersetzungsverhalten von Zigarettenstummeln zu untersuchen wurde ein Feldversuch gewählt. Es gibt sehr viele verschiedene Zigaretten und Filter. Für den Versuch wurden drei verschiedene Filtertypen mit je dem gleichen Tabak ausgewählt. Diese sollten einen Überblick über das vorhandene Sortiment zeigen. Der Tabak war immer der gleiche, damit unterschiedliche Effekte auf die Zersetzung durch den Tabak ausgeschlossen werden konnten. Die Filter stellten die möglichen Variationen an gängigen Filtern dar.
Für den Versuch wurden vier Orte gewählt, an denen die Zigarettenstummel für fünf Wochen ausgebracht wurden. Die Orte sollten möglichst den Orten entsprechen, an denen die meisten achtlos weggeworfenen Stummel vermutlich landen: auf Wiesen, auf Straßen, in Gewässern und bei z.B. Bau- oder Gartenarbeiten in der Erde.
Vor Beginn des Experiments wurde die Vergleichs-Skala über die Zersetzungsgrade von Zigarettenstummeln erstellt. Hierfür wurden in Gießen gerauchte und weggeworfene Zigarettenstummel eingesammelt. Anschließend wurden die Proben optisch und haptisch nach dem Zersetzungsgrad sortiert. Methodisch wurden während des Versuches die Gewichtsveränderung, der Zersetzungsgrad sowie mikroskopisch zu ermittelnde optische Veränderung bestimmt.
Die Ergebnisse zeigen, dass Öko-Filter ein verbessertes Zersetzungsverhalten als herkömmliche Filter aufweisen. Jedoch kann auch die Zersetzung von Öko-Filtern sehr lange dauern, je nach Bedingung. Das Ziel, den sichtbaren Zigarettenabfall zu reduzieren, kann durch Öko-Filter nicht erreicht werden.
Zusätzlich verhindern Öko-Filter, durch Angabe der scheinbaren schnellen Zersetzungsfähigkeit, dass Raucher sich über ihren Abfall Gedanken machen. Es entstehen kaum Anreize Zigarettenstummel umweltgerecht zu entsorgen, sondern vielmehr diese achtlos wegzuwerfen. Die weggeworfenen Stummel werden zu schädlichen Punktquellen für Schwermetalle.
Andere Lösungen wie die Möglichkeit eines gezielten Recyclings entsprechend der Firma Terracycle sollten und müssen angestrebt werden.
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