Das Ressourcenpotenzial von Hausmülldeponien an Rohstoffen verschiedenster Art wird als eine der zukünftigen Quellen in Westeuropa angesehen, um dem mit weiterem Anstieg der Weltbevölkerung, sich drastisch ändernder Konsummuster in den Schwellenländern und der weiteren Verknappung natürlicher Rohstoffvorkommen zu begegnen. Das so genannte landfill mining oder waste mining kann demnach eine Alternative zur gegenwärtigen Praxis der kostenrelevanten Abdichtung und Nachsorge von Deponien darstellen. Als Rohstoffe kommen prinzipiell alle Fraktionen in Betracht, die verwertet werden können und auf der Erde als begrenzt gelten (z.B. Metalle, Phosphor in Klärschlämmen, erneuerbare Energieträger in Form von Kunststoffen, Papier und Textilien).

In mehreren Praxisuntersuchungen an Deponien in Baden-Württemberg (Deponie Hechingen) und Hessen (Deponie Reiskirchen und Deponie Dyckerhoffbruch) wurde diese Fragestellung in einem 4-stufigen Konzept untersucht:

Schritt 1: Was ist wo in der Deponie enthalten?
Mit Hilfe von Aufzeichnungen, Abfallanalysen, alten Bohrprotokollen, der Gas- und Sickerwasserbeschaffenheit sowie neu durchzuführender Bohrkernuntersuchungen wird dabei untersucht, welche Mengen an Rohstoffen in welchen zeitlichen Perioden auf die Deponie gelangt sind und dort in verschiedenen Tiefen lagern.

 

Schritt 2: Wie werden sich ausgewählte Rohstoffpreise in der Zukunft entwickeln?
Dieser Arbeitsschritt beinhaltet statistische Untersuchungen und die Erstellung funktionaler Zusammenhänge zwischen den einflussnehmenden Indikatoren wie Rohstoffvorrat, spez. Rohstoffbedarf, Recyclinganteil, Preis etc.

 

Schritt 3: Welchen Anforderungen sind an die technische Umsetzung zu stellen?
Die Gewinnung von Rohstoffen aus Deponien setzt voraus, dass es zum einen technisch machbar ist, zum anderen keine Gefährdung der Umwelt damit verbunden ist. Ferner muss mittels einer Ökobilanz untersucht werden, ob der Aufwand an Ressourcen (z.B. in Form fossiler Energie) bei der Gewinnung deponiebürtiger Rohstoffe niedriger ist als der Ertrag.

 

Schritt 4: Erstellung eines Entscheidungsunterstützungsmodells unter Einbindung der ersten drei Arbeitsschritte.
Der letzte Arbeitsschritt soll die Grundlage für politische Entscheidungsträger bilden, mit welcher Wahrscheinlichkeit in welchem Zeitraum der Deponierückbau zur Gewinnung von Rohstoffen vorzüglicher ist als die Abdichtung und Nachsorge einer Deponie.

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